START EVOLUTION LEAPERS THINK TANK FÜR ALTERNATIVE FUTUROLOGIE FUTUROLOGIE WEITERENTWICKELN VISIONEN FÜR DIE EVOLUTION DER ZUKUNFTSGESTALTUNG ESSAY-SERIE zur alternativen Futurologie von Freigeist von Lebenskunst Evolutionsphilosoph ESSAY 2: Die FORTSCHRITTSLÜGE entlarvt Warum sich die westliche Kultur gegen Neuerungen wehrt und wie sie ein gesünderes Verhältnis zwischen Tradition und Fortschritt entwickeln kann Ein evolutionsphilosophischer Essay von Freigeist von Lebenskunst Evolutionsphilosoph
Die
westliche Kultur gibt sich gern fortschrittlich. Und tatsächlich ist
die letzten Jahrhunderte und Jahrzehnte ein rasend sich
beschleunigender technischer Fortschritt zu verzeichnen. Auch in vielen
anderen Gesellschaftsbereichen ist die Welt von gestern kaum mehr mit
jener von heute zu vergleichen. Doch der Schein trügt. Die westliche
Kultur scheint genau betrachtet zu unfreiwilligen, explosionsartigen
Entwicklungsquantensprüngen zu neigen, die sich in politischer Hinsicht
als gelegentliche Revolutionen bemerkbar machen, im wissenschaftlichen
Kontext alle zwei, drei Forschergenerationen in dramatischen
Paradigmenwechseln und in der Wirtschaft kann man von der sowjetischen
Planwirtschaft bis zum westlichen Kapitalismus beobachten, dass
versagende Wirtschaftssysteme erst dann durch bessere ersetzt werden,
wenn ihr Kollaps nicht mehr aufzuhalten ist. Die Gesellschaft an sich
ist ziemlich träge, bequem und veränderungsunwillig und die westliche
Kultur grundsätzlich eher konservativ. Was da also zumeist als
Fortschritt verkauft wird, ist eigentlich bestenfalls die graduelle
Verbesserung eines einmal erreichten Entwicklungsstandes. Als das
Paradebeispiel sei die Autoindustrie genannt, die mehr als 150 Jahre
lang den selben Typus Verbrennungsmotor gebaut und ausgefeilt hat, ohne
sich im geringsten für viel bessere Alternativen zu interessieren - und
jetzt erst unter massiv wachsendem Druck von Energie- und Klimakrise
die Verwirklichung neuer Ideen wagt. Der nackte, gewalttätige Zwang,
sich unbedingt verändern zu müssen, treibt die meisten wesentlichen
Neuerungen tatsächlich voran. Erfinder und sonstige Neuerer gibt es zu
allen Zeiten, aber für gewöhnlich ignoriert die Gesellschaft sie
geflissentlich. Erst wenn der Krieg verloren zu gehen droht, die
Wirtschaft kollabiert oder ein Weltbild völlig unglaubwürig geworden
ist, sind sie für eine kurze Zeit gefragt, um Ideen und praktische
Lösungen für etwas völlig Neues zu spenden - danach dürfen sie wieder
in Vergessenheit geraten. Diese Innovationsunwilligkeit rächt sich auf
vielerlei Weise fürchterlich. Die Gesellschaft lässt ihre neugierigsten
und schöpferischten Geister einfach im Abseits verhungern oder treibt
sie ins Exil innovationsfreudigerer Gefilde. Durch einen einmal
erreichten Fortschritt verursachte Folgeprobleme werden nicht gelöst,
sondern hingenommen, auch wenn Mensch und Gesellschaft darunter zu
leiden haben - typisch dafür ist die Klimakrise, die zum Gutteil erst
durch den Verbrennungsmotor und das verbohrte Festklammern daran
verursacht wird. Die Gesellschaft und all ihre Teilbereiche leisten
nicht einmal ansatzweise ihr Bestmögliches, sondern funktionieren
bestenfalls mittelmässig, wenn nicht sogar ausgesprochen schlecht. Wir
könnten von unseren technologischen Möglichkeiten und
gesellschaftlichen Organisationsfähigkeiten längst in einer utopischen
Gesellschaft leben, die Wohlstand und Zufriedenheit für alle schafft.
Statt dessen begnügen sich die meisten mit einem grauen Alltagsleben
als Systemsklaven in einer ungerechten und brutalen Gesellschaft. Und
wenn man dann die Leute fragt, wer oder was denn ihrer Meinung nach
verkehrt laufe, bekommt man häufig zu hören, dass der Fortschritt das
Problem sei. Wirklich? Die verfemten Erfinder sollen schuld sein, jene,
die keiner hören will, geschweige denn ihnen Mittel zur Verwirklichung
ihrer Visionen zur Verfügung stellen? Nein, das Problem ist die
westliche Kultur selbst, die sich nicht wahrhaftig reflektieren und
wirklich entwickeln will, sondern kleinkindhaft in ihren Kinderschuhen
stecken bleiben will und am liebsten noch in den Mutterschoss
zurückschlüpfen wöllte. Der Westen geht offensichtlich völlig unreif
mit dem Thema "Tradition und Fortschritt" um. Eine gesunde Kultur
verbessert sich ständig selbst, entwickelt sich weiter, wird
gesellschaftlich reif und weise und schwingt dazu in einem flexiblen
Rythmus zwischen Tradition und Fortschritt hin und her. Wo es etwas
sichtlich zu verbessern gilt, ist Neuerung gefragt. Wo es etwas einmal
erfolgreich Erreichtes zu sichern und festigen gilt, ist Konservatismus
gefragt, um das Neue allmählich zur guten, alten Tradition zu machen.
Manchmal machen graduelle, kleine Veränderungen Sinn, manchmal bedarf
es ausgewachsener Revolutionen. Manchmal braucht eine Gesellschaft sich
kaum zu verändern, zu anderen Zeiten muss sie sich im Nu komplett
verwandeln. Auch können gesellschaftliche Subkulturen und
Unterströmungen in verschiedene Richtungen ziehen und dabei ein
harmonisches Gesamtkräftegleichgewicht erschaffen. Und der einzelne
Mensch mag sich in verschiedenen Lebensphasen und persönlichen
Herausforderungen mal konservativer, mal innovativer verwirklichen. So
kann man diesbezüglich keine anderen Regeln aufstellen als die
jeweilige Situation auf ihren Erhaltungs- oder Veränderungsbedarf zu
prüfen. Wenn Fortschritt gewagt wird und besonders dann, wenn die
Neuerungen sehr starke Veränderungen nach sich ziehen, ist immer eine
solide Fortschrittsfolgenreflektion notwendig, sowie entsprechende
Massnahmen zur Korrektur ungewollter Konsequenzen. Auch das Festhalten
an Traditionen sollte immer überprüft werden, ob es noch Sinn macht
oder besser durch Neuerungen ersetzt wird. Eine Gesellschaft, die sich
in einem vielseitigen Dialog selbst reflektiert, wird ein gesundes
Gefühl entwickeln, welche Haltung wann sinnvoll ist und wie Tradition
und Fortschritt spielerisch einander hochschaukeln können. Die
menschliche Evolution in ihrer Ganzheit kommt nicht als reiner, nackter
Fortschritt daher, sondern als komplexes Wechselspiel von Neuaufbruch
und Erhalt von Altbewährtem. In diesem Sinn möchte ich der westlichen
Kultur an dieser Stelle hier dringend empfehlen, ihren allzu
einseitigen Konservatismus aufzugeben und ein gesünderes, komplexeres
Verhältnis von Innovation und Tradition zu entwickeln.
Freigeist von Lebenskunst, 24. Juni 2022, La Gomera ----------------------------------------------------- Wer die Themen "Fortschrittslüge", "Innovationsförderung" und "Tradition und Fortschritt im Gleichgewicht" jetzt weiter mit mir vertiefen will, möge mich bitte kontaktieren und einen philosophischen Diskurs suchen. Ausserdem biete ich Innovatoren und solchen, die es werden wollen, ein professionelles ONLINE-COACHING zur gezielten Weiter- entwicklung ihrer Fähigkeiten als Neuerer, von Techniken zur Visionssuche, Fantasie- anregung, und Kreativitätskultivierung bis hin zu inspirierenden Kontakten zu diversen innovativen Szenen. Bei Interesse bitte eine kurze Anfrage-E-mail schicken: E-mail: info@evolutionleapers.com oder Direktkontakt über meine Inbox (klick) |